Zeitzeugenprojekt der Klasse 9a

von Julian Gunkel

Wenn Matthäus und Anna Weiß an die Theodor-Storm-Schule (TSS) kommen, ist es für sie wie eine Reise in die eigene Vergangenheit. Sie sind Teil des Landesvorstandes des Verbandes Deutscher Sinti und Roma und haben das Husumer Gymnasium besucht, um auf einem Fachtag zur Geschichte der Sinti und Roma in Schleswig-Holstein mit den Schülerinnen und Schülern zu sprechen, zu diskutieren und um gemeinsam mit den Jugendlichen ein Stück deutscher Geschichte aufzuarbeiten.

Wie viele Sinti und Roma hat auch das Ehepaar Weiß Unterdrückung und Ausgrenzung erlebt. Matthäus Weiß, geboren 1949, musste mit seiner Familie beispielsweise in der Nachkriegszeit bis in die 70er Jahre hinein in zwei Kieler „Lagern“ leben, von der Mehrheitsbevölkerung „Zigeunerplätze“ genannt. Dort wohnten sie unter ständiger Beobachtung von Polizei und Ordnungsamt in einfachsten Verhältnissen.
Diese und ähnliche Erlebnisse von Sinti und Roma sind Teil des regulären Schulstoffes. Um den Schülern aber nicht nur mit schriftlichen Zeugnissen etwas über die Geschichte der Sinti und Roma zu vermitteln, haben drei Lehrkräfte unter der Federführung von Geschichtslehrer Nils Fieselmann den Fachtag mitsamt Zeitzeugengespräch für die Klasse 9a organisiert.
Die Eindrücke dieses Projektes wurden in den darauf folgenden Wochen in Form von Skulpturen, Modellen, Collagen, Zeichnungen und Geschichten verarbeitet und den Mitschülern der TSS präsentiert. Unterstützt wurden sie dabei unter anderem durch das Gipsy-Jazz-Duo „Marcel und Jeffrey Weiss“ aus Hamburg. Die beiden Musiker umrahmten mit ihrem Gitarrenspiel à la Django Reinhardt die einzelnen Programmpunkte. Die Gage der beiden Musiker hatte Bürgermeister Uwe Schmitz im Namen der Stadt Husum organisiert.
Die Schüler erlebten so Geschichte live und bekamen einen ganz anderen Zugang zu den Folgen von Unterdrückung und Ausgrenzung. Tim Homann (9a) sagte: „Mich hat besonders die abweisende Haltung der Mehrheitsbevölkerung nach dem 2. Weltkrieg befremdet. Umso mehr Achtung empfinde ich gegenüber den Sinti, die unter diesen schwierigen Bedingungen weiter machen mussten.“

Die Kunstwerke der 9a können während TSS in Concert in der Pausenhalle besichtigt werden.

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